Mittwoch, 1. Juli 2009

KRITIK

Das Opfer wird verächtlich dargestellt. Dieser Sachverhalt könnte die Theorie Beinebergs bestätigen.
Törleß empfindet gegenüber Basini keine Reue. Das Forschungsobjekt ist wichtiger als der Mensch als Opfer. Unterschwellig wird dadurch suggeriert, dass Basini selbst Schuld an seinem Zustand ist, bzw. dass solch eine Art von Selbstjustiz legitim ist.

Montag, 1. Juni 2009

LEITMOTIVE

1. Briefe

2. Verwirrungen

3. bla

1. Briefe

- Spiegeln im Verlauf des Romans Törleß' Entwicklung wider
- Verhältnis zu den Eltern wird deutlich in den einzelnen Phasen

1. Akt:
-> Ablenkung von Realität -> Törleß sucht Geborgenheit, sehnt sich nach der heilen Welt seiner Kindheit/Eltern zurück
->
Funktion: -Verdeutlichung der Einsamkeit im Konvikt
-Ankündigung der Differenz zwischen seiner jetzigen Lebenswelt und der seiner Eltern (S.9-11)
2. Akt:
-> findet kein Verständnis für seine Verurteilung Basinis (Eltern reagieren anders als erwartet)
->
Funktion: Verwirrungen spitzen sich zu
3. Akt:
-> Eltern sagen Besuch ab -> versuchen ihn zu trösten -> Törleß ist die Absage recht
->
Funktion: unüberbrückbare Differenzen zwischen Törleß und seinen Eltern -> weitere Abnabelung von ihnen
4. Akt:
-> liest Briefe seiner Eltern noch einmal mit anderen Augen
->
Funktion: Verwirrungen lösen sich auf -> Törleß wendet sich dadurch erneut der Welt seiner Eltern zu (S.183)
5. Akt:
-> Törleß bittet Eltern darum, ihn aus dem Konvikt abzuholen
->
Funktion: Kreis schließt sich -> Törleß kehrt gereift und erwachsen zu seinen Eltern zurück.

Freitag, 1. Mai 2009

ERZÄHLSTIL

1. Erzählweise

Erzählmodell nach Petersen:
- Er-Erzähler
-> Ausnahme S.10, aber das "Ich-Sagen" beschränkt sich auf Beschreibung der Situation Törleß'
- auktoriales Erzählverhalten
(kommentiert und interpretiert)
- Erzählerstandort: olympischer Blickpunkt (Blick auf die gesamte Lebensgeschichte von Törleß)
- umfassende Innensicht auf die seelischen Vorgänge des Protagonisten
- Erzählthaltung: nimmt Geschichte sehr ernst -> solidarisch an Törleß' Seite, starke Bindung,
unterstützt ihn

Ziel:
Die Figur Törleß soll dem Leser umfassend dargestellt werden und die Handlung und inneren Vorgänge nachvollziehen können.

2. Zeitgestaltung und Verweise

Wechsel von Zeitraffung und Zeitdehnung:
Die Zeitraffung stellt das Kontinuum des Erzählers her und leitet jeweils zur nächsten Episode über. Erweiterung des Zeitraumes des Geschehens in die Vergangenheit und auch Zukunft.
Die Zeitdehnung dient dazu, dem Leser die wichtigsten seelischen Prozesse und Ergebnisse unmittelbar vor Augen zu führen.
Viele Abschnitte beginnen mit einer Zeitangabe, die einen Bezug zwischen ihnen herstellt. Hinweise auf die reale Zeit geschehen eher beiläufig. Sie dienen dazu, die Realität des Geschehens zu bekräftigen und einen zusammenhängenden Handlungsverlauf darzustellen. Wichtiger als diese lineare Zeitgestaltung sind dem Erzähler jedoch die zahlreich eingeschobenen Rückverweise und Vorausdeutungen. Häufung zu Anfang und gegen Schluss.
Vorausdeutungen: Erweiterung des Handlungszusammenhangs
Rückverweise: Raffungen, die das Zeitgeschehen verdichten.
Die Rückwendungen und Vorausdeutungen vergegenwärtigen zeitlich Getrenntes in einem Sinnzusammenhang.
Zwei gegensätzliche Formen der Zeit:
kontinuierlich-messbar ablaufende, mechanische Zeit, die die menschliche Existenz ihrer Sinnhaftigkeit entleert. Diese äußere Zeit stellt Musil schon am Anfang des Romans dar, wenn er den Bahnhofsvorsteher seine Taschenuhr hervorziehen lässt (vgl.8). Tagesablauf und Stundenplan unterliegen ebenfalls dieser mechanischen Zeit. Sie ist ohne Sinn, Törleß steht ihr gleichgültig gegenüber und findet sie "so langweilig" (31).
Innere Zeit, welche in den Gleichnissen, Reflexionen und nachdenklichen Stimmungen von Törleß fassbar wird.

3. Raumgestaltung und -symbolik

Musil beschränkt sich auf wenige Schauplätze, die symbolische Bedeutung haben, aber auch Stimmungen widerspiegeln.
Orte rationaler Wahrnehmung sind gekennzeichnet durch Überschaubarkeit und Kontrollierbarkeit: Zimmer des Mathematiklehrers.
Bahnstation: Verbindet Anfang und Ende und rundet somit Törleß' Entwicklungsphase äußerlich ab. Der Leser lernt fast alle Personen kennen, die später eine Rolle spielen. Spiegelt Stimmungen. Es wird auf die Unendlichkeit dieser Strecke verwiesen, wohin "endlos gerade [...] vier parallele Eisenstränge nach beiden Seiten" (7) führen. Dem Leser wird auf diese Weise der Durchgangscharakter dieses Lebensabschnitts angedeutet. Die kleine Station verweist auf den dargestellten kurzen Lebensabschnitt.
Orte irrationaler Wahrnehmung sind gekennzeichnet durch Unüberschaubarkeit, Dunkelheit und Unkontrollierbarkeit: das Dorf (Gebäude und Bewohner vermitteln eine "tierische, drückende Atmosphäre (22), von der Törleß "wie mit Krallen" (23) ergriffen wird).
Weg zu Bozena: Die Schüler verlassen die "innere Stadt", den Bereich des Hellen, Bürgerlichen, und gehen zum dunklen Fluss. Gang der Zöglinge in der Dunkelheit wird mit dem Eindringen in den Bereich des Triebhaften, Sexuellen verbunden. Vor dem "Wühlen seiner dunklen Leidenschaften" (44) will sich Törleß retten, indem er an die "hellen Räume der elterlichen Wohnung" (44) denkt.
Orte mit ambivalenter Bedeutung: Park. Einerseits Bild für die vom Menschen angelegte, gepflegte und beherrschte Landschaft. Vermittelt Geborgenheit. Andererseits gehört er auch zum irrationalen Bereich: Törleß' Unendlichkeitserlebnis. Törleß hat seine Kindheit verlassen, ist aber der neuen Wirklichkeit der Erwachsenen gegenüber noch hilflos. Diese Eingrenzung seiner bisherigen endlichen Kinderwelt und die Unsicherheit angesichts einer grenzenlosen neuen Wirklichkeit bringen ihn in Verwirrung.
Konvikt: Zentraler Ort rationaler Wirklichkeitswahrnehmung. Es soll ein Ort der Konzentration und Abgeschlossenheit sein. Irrationale Seite: Bereich des winkligen Dachbodens mit der Roten Kammer veranschaulicht in seiner Unübersichtlichkeit und Undurchschaubarkeit die Perversität des Denkens und der Ereignisse, die sich dort abspielen. Symbol für die verborgenen und unterdrückten Triebe der Menschen. Törleß erlebt in ihr die düsteren Seiten menschlichen Wesens und erfährt hier in besonderem Maße, dass die Grenze zwischen den beiden Welten "jeden Augenblick überschreitbar" (65) zu sein scheint.